Frank Michael Beyer

*  8. März 1928

†  20. April 2008

von Claudia Stahl

Essay

Beyers Rezeption der zwölftönigen und seriellen Techniken, besonders der Musik Weberns, zeigt sich in den sieben Biblischen Szenen für Mezzosopran und Tenor (oder Sopran und Bariton), Flöte, Oboe, Violine und Viola (1956). Die Texte sind dem Matthäus-, Markus- und Johannes-Evangelium entnommen und stellen anhand exemplarischer Stationen das Leben Jesu von der Ankündigung durch Johannes den Täufer bis zur Auferstehung dar. Im V.Satz deutet sich durch die Salbung Jesu und seine Aussage „mich aber habt ihr nicht allezeit“ schon die Perspektive auf seinen Tod an, aber die Kreuzigung selbst wird nicht thematisiert. Es folgen Grablegung und Auferstehung. Den Sätzen I, II, III, VI und VII liegen Reihen zugrunde; Anfang und Schluss sind dabei durch dieselbe Reihe (I, VI, VII: Grundform auf h, gis und b) eng miteinander verbunden. Auch die Sätze IV und V beruhen auf motivischer Arbeit, wobei Beyer hier den Tonsatz frei zwölftönig organisiert. Das Werk ist durchgängig von linearem Denken geprägt, und die einzelnen Stimmen verhalten sich kontrapunktisch zueinander. Der III.Satz, in dem erstmals alle vier Instrumente zum Einsatz kommen, wird mit einem kurzen, vierstimmigen Abschnitt in langen Notenwerten eingeleitet, der ritornellartig immer wiederkehrt und ...